Nordsachsen

Der Landkreis Nordsachsen liegt eingebettet zwischen die Bundesländergrenzen zu Sachsen-Anhalt und Brandenburg am nordwestlichen Ende des Freistaates Sachsen. Er erstreckt sich über eine Fläche von 2029 km2das sind ungefähr elf Prozent der Fläche Sachsens und entspricht in etwa 284 117 Fußballfeldern oder 0,79 mal dem Saarland.

Im Landkreis Nordsachsen leben 199 688 Menschen (Stand: 31. Dezember 2023) in 30 Städten und Gemeinden. Die größte Kommune der Region stellt Delitzsch dar, hier leben aktuell 25 244 Menschen, dahinter rangieren Torgau mit 19 802 und Schkeuditz mit 19 189 Menschen. Am anderen Ende des Spektrums steht Trossin mit 1278 Einwohnerinnen und Einwohnern als kleinste Gemeinde des Landkreises.

Nordsachsen liegt in der Leipziger Tieflandsbucht, der Collmberg ist mit seinen 312,8 Metern die höchste Erhebung in der Region. Die beiden blauen Lebensadern, Elbe und Mulde, haben die Endmoränenlandschaft Nordsachsens ebenso geprägt wie der Braunkohleabbau des vergangenen Jahrhunderts.

Der Landkreis Nordsachsen, wie wir ihn heute kennen, entstand am 1. August 2008 durch die Kreisgebiets- und Kommunalreform des Freistaates Sachsen aus den beiden Landkreisen Delitzsch und Torgau/Oschatz. Seither befindet sich der Kreissitz in Torgau, mit Außenstellen und Bürgerbüros in Delitzsch, Oschatz und Eilenburg.

Der Landkreis kann in sechs Sozialräume — Schkeuditz, Taucha, Delitzsch, Eilenburg, Torgau, Oschatz — unterteilt werden, die sich hinsichtlich ihrer Zentralität, ihrer Infrastruktur und ihrer Wirtschaftsleistung unterscheiden. Diese Unterteilung ermöglicht auch erst detaillierte und differenzierte Betrachtungen des Landkreises Nordsachsen als eine divers strukturierte Region: Schkeuditz und Taucha sind eher urban, die restlichen vier Sozialräume eher ländlich geprägt und jeder einzelne der Sozialräume begegnet seinen individuellen Herausforderungen mit einer anderen Ausgangslage.

Von Osten nach Westen nehmen sowohl Bevölkerungsdichte als auch Zentralität der Sozialräume zu, umgekehrt nimmt der Anteil an landwirtschaftlich genutzten Flächen in dieser Richtung ab. Die Vor- und Nachteile, die aus der jeweiligen Lage der Sozialräume resultieren, beeinflussen die demographische Entwicklung, die wirtschaftliche Leistungskraft und die soziale Situation vor Ort.

Schkeuditz ist der zweitkleinste der Sozialräume Nordsachsens. Speziell durch die geringe Entfernung nach Leipzig sowie die zahlreichen Möglichkeiten, die der Flughafen Halle-Leipzig (LEJ) in Bezug auf Arbeitsplätze, Tourismus, Logistik etc. bietet, existieren für den Sozialraum Schkeuditz diverse lagebedingte Vorteile. Hierzu gehören die überdurchschnittlich gute Anbindung, die mit der Nähe und der Zugehörigkeit zum Einzugsgebiet der Messestadt Leipzig und ihren Verkehrsknotenpunkten einhergeht. Schkeuditz verzeichnet, aktuell und mit Blick auf die Zukunft, einen Bevölkerungszuwachs und entwickelt sich in vielen Bereichen in die richtige Richtung.

Der Sozialraum Delitzsch schließt den Freistaat Sachsen zu seinem nordwestlichen Ende hin ab und hat mit dem rund 25 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Delitzsch die größte Kommune des Landkreises zum Zentrum. Auch hier ist eine gute Verkehrsanbindung geboten über die A9 zum Flughafen LEJ und einfach und unkompliziert mit dem ÖPNV Richtung Leipzig. Der Bevölkerungsstand des Sozialraums ist stabil, tendenziell wachsend.

Die Stadt Taucha und Umgebung bilden einen Sozialraum, der dem Delitzscher nicht unähnlich ist, speziell mit der Anordnung und Gravitation um eine die Gegend dominierende Stadt sowie der Stadt Leipzig als nahem Metropolgebiet. An dieses ist der Raum auch infrastrukturell eng gekoppelt (beispielsweise durch Tram, S-Bahn, Autobahn A4 etc.), was eine hohe Attraktivität auch für Neuankömmlinge oder Zuziehende ausmacht, was sich wiederum in den Wanderungsgewinnen und der stabilen Bevölkerungsentwicklung niederschlägt: Taucha hat als Vorortstadt das Potential, diejenigen Menschen abzufangen, die nicht mehr direkt in der Großstadt wohnen wollen. Taucha kann als kleinster Sozialraum (etwa 33 Quadratkilometer) die mit Abstand höchste Bevölkerungsdichte vorweisen (474 Menschen/Quadratkilometer).

Mit 191 Menschen pro Quadratkilometer am dünnsten besiedelt ist der Sozialraum Torgau im Nordosten des Landkreises. Die historische Stadt mit dem imposanten Schloss Hartenfels, welches auch das Landratsamt Nordsachsen beheimatet und ihr Umland fallen aus dem bisher dargestellten Muster heraus. Mit steigender Entfernung zum Bezugspunkt Leipzig geht eine geringere Zentralisierung einher. Individualmobilität spielt hier, wie generell in den ruralen Gegenden des Landkreises, eine deutlich höhere Rolle; die Bundesstraßen B 87, B 182 und B 183 gehören vielmehr zum Alltag als das mitteldeutsche S-Bahn-Netz, an welches man ausschließlich über Torgau angebunden ist. Die tendenziell rückläufige Bevölkerungsentwicklung, die negative Wanderungsbilanz und der Wegzug von Menschen im erwerbsfähigen Alter sorgen einerseits für proportional ansteigende Jugend- und Altersquotienten sowie andererseits für akuten Handlungsbedarf, der aber auch viel Raum für Kreativität und innovative Konzepte lässt: Konzepte zum Gewinn von Fachkräften, zum Ausbau sozialer und kultureller Angebote sowie zur Einbindung der entlegeneren Gemeinden bieten Anlass und Möglichkeiten für Engagement und Einfallsreichtum.

Ähnliche Standortbedingungen weist der Sozialraum Oschatz auf, zu dem mit Dahlen und Mügeln auch zwei weitere relevante Kommunen gehören. Der Wermsdorfer Forst, der Dahlener Forst und der Collmberg weisen eine hohe touristische Attraktivität auf, bezüglich derer es dem Sozialraum aber bis dato nicht gelingt, die Vorzüge der ländlichen Lage auszuschöpfen. Auch hier steht der Individualverkehr im Fokus (Autobahn A 4, Bundesstraßen 6 und 169), allerdings ist durch die schmalspurige Döllnitzbahn, die Mügeln und Oschatz verbindet, der touristische und durch den Sozialraum Oschatz durchlaufende Bahnverbindung zwischen Leipzig und der Landeshauptstadt Dresden auch der Regional- und Pendelverkehr abgedeckt.

Komplettiert werden die sechs Sozialräume des Landkreises durch den Sozialraum Eilenburg. Dieser Raum wird nicht von einer einzelnen, sondern von zwei Städten der dominierten, Eilenburg und Bad Düben. Letzteres stellt die einzige Kurstadt des Landkreises dar, ist touristisch gut er- und angeschlossen und ein wichtiger Ausgangspunkt der touristischen und Naherholung in der Region. Auch besteht über Eilenburg eine Anbindung ans mitteldeutsche S-Bahn-Netz sowie im gesamten Sozialraum an den Mulderadweg, beide Verkehrswege prägen und unterstützen die touristische Nutzung des Sozialraums, der durch die Mulde und den Naturpark Dübener Heide hier gleich doppelt begünstigt ist.

Quellen