
Ein Stolperstein für Erich Wilhelm Vogel | Verlegung

Beschreibung der Veranstaltung
Der Leipziger Erich-Zeigner-Haus e.V., ein enger Kooperationspartner von WONOS, ist eine etablierte Adresse für erinnerungskulturelle Arbeit im Freistaat Sachsen und darüber hinaus. Im Rahmen von Jugendprojekten mit Schulen und Vereinen werden regelmäßig Opfer nationalsozialistischer Verfolgung aus der Anonymität geholt und ihres Lebens und ihrer Geschichte gedacht. Den Abschluss eines solchen Projekts bildet stets die Verlegung eines so genannten „Stolpersteins,“ kleinen in den Boden eingelassenen Steinen mit Messingbeschlag und Gravur — von denen jeder Einzelne für eine Verfolgungsbiografie aus der Zeit des Nationalsozialismus steht. Die Projektgruppe des Thomas-Mann-Gymnasiums Oschatz lädt nun zur Verlegung des Stolpersteins für Erich Wilhelm Vogel am 19. Juni 2025 um 13 Uhr in der Wermsdorferstraße 1b in Oschatz ein.
Die Verlegung ehrt das Leben und das Engagement eines Mannes, der sich trotz schwerer Repressionen für Bildung und soziale Gerechtigkeit einsetzte. Erich Wilhelm Vogel wurde am 19. Oktober 1895 in Oschatz geboren. Nach seiner Lehrerausbildung am heutigen Thomas-Mann-Gymnasium in Oschatz, die er 1915 abschloss, prägte seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg sein Weltbild. Ab 1919 war er als Hilfslehrer in Limbach tätig, trat der KPD bei und wurde 1923 zum Schulleiter ernannt. Besonders geschätzt für seine Unterstützung benachteiligter Schüler, zog er 1931 nach Oschatz, um an der Volkhochschule zu arbeiten. Nach der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurde Vogel aufgrund seiner politischen Überzeugungen gemäß dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Schuldienst entlassen.
Im April 1933 wurde Vogel in Schutzhaft genommen und im Lager Pappenheim (bei Oschatz) sowie im KZ Colditz inhaftiert. 1935 wurde er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt und im KZ Sachsenburg festgehalten, jedoch 1936 freigesprochen. Eine Beurteilung der NSDAP von 1937 vermerkte seine Inhaftierungen in mehreren Konzentrationslagern, stellte jedoch fest, dass er seit seiner Entlassung unauffällig geblieben sei und seine Kinder in nationalsozialistischen Verbänden aktiv waren. Dennoch wurde Vogel am 1. September 1939 erneut aus politischen Gründen im Polizeigefängnis Leipzig und anschließend im KZ Buchenwald inhaftiert, bis er im Januar 1940 entlassen wurde. Am 21. Juni 1943 erlag er den Folgen der brutalen Haftbedingungen.
In der DDR wurde Vogel durch die Benennung einer Kampfgruppe und der heutigen Robert-Härtwig-Oberschule in Oschatz geehrt. Schüler:innen der Schule errichteten zudem eine Gedenkstätte für ihn. Die Stolpersteinverlegung erinnert an Vogels Einsatz für Bildung und seine Standhaftigkeit unter Verfolgung.
Alle Interessierten sind Eingeladen, an diesem Akt des Gedenkens teilzunehmen.
Das Projekt wird von der Partnerschaft für Demokratie Nordsachsen gefördert.